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DCZO H&F – GO EAST 2024

Rennbericht

Wenn ich diese Zeilen schreibe, weiss ich gar nicht, wo anfangen. Die beiden Tage waren so dicht an Erlebnissen und Überraschungen. Wir durften die nähere Umgebung neu entdecken, waren den Elementen ausgesetzt, oftmals dicht am Absaufen. Und es war spannend bis zum Schluss.

Start in Wald ZH

Letztlich sind wir 15 Piloten, die sich um 10 Uhr am Morgen in Wald ZH treffen. Trotz bedecktem Himmel und der nicht gerade begeisternden Thermik-Prognosen ist die Stimmung von Anfang an gut: «Mal schauen, was geht» war das Credo. Mit dem Ausklang vom 10-Uhr Glockenschlag setzen wir uns in Bewegung. Irgendwo zwischen Sagenraintobel und Josenberg sehen wir tatsächlich schon einen Schirm am Himmel. Es war wohl Pit, der uns zeigt, dass es tatsächlich fliegt. Das ist extrem motivierend und vielleicht ist es das, was die Geschwindigkeit an der Spitze der Gruppe schneller werden lässt. Nach ca. 75 Minuten kommen die ersten oben auf der Scheidegg an. Der Wind passt, die ersten Schirme haben den Josenberg deutlich überhöht. 

Flo startet / Bino und Patrik im Sagenraintobel

Auf der Scheidegg

Als erster Go East-Teilnehmer startet Chrischi – fliegt direkt zum Josenberg und dreht auf, kommt zurück und startet gleich nochmals. Kurz darauf folgen die weiteren Starts. Zwischen 11:30 und 12:30 sind die meisten Go-Eastler schon in der Luft – und es fliegt! Die Luft ist labil und noch feucht, die Basis steigt langsam von 1'400 bis auf knapp unter 1'700 Meter. 

Dennoch ist das Hinaufkommen nicht gratis. David muss wahrscheinlich am meisten schwitzen, erst über dem Hüebli packt er einen Schlauch, der wieder ganz hinauf führt. Oben angekommen, teilt sich das Feld. Einige fliegen in Richtung Chrüzegg/ Ricken, andere weiter südlich via Farner mit dem Ziel direkt Richtung Gommiswald zu queren. Gleich in Richtung Osten fliegt Chrischi. Er kommt mit genau einem Flug bis nach St. Peterszell.

Dann folgen angesichts der schwachen Bedingungen gute Flüge: Roger landet punktgenau auf dem Hüsliberg-Startplatz. Urs kommt mit seinem ersten Flug bis nach Stein SG weit ins Toggenburg. Jan und Kaspar erreichen Rufi, David bei Krummenau das Toggenburg. Gemäss Flugkommentar von David gibt es zahlreiche Begegnungen in der Luft: «Erst mit Erich beim Hüebli aufgedreht, und ab dem Schwarzenberg war dann auch Irene mit dabei. Sehr schön, dass wir es alle geschafft haben! :-) Das waren tolle Momente! Am Atzmännig (da war dann auch Kaspar noch dabei) haben wir dann ein letztes Mal zusammen Höhe gemacht, von dort hat jeder seine eigene Route gewählt.» 

Chrischi in der Luft / Trüb, aber labil. Richtung Linthebene

Entscheidung am Ricken

Wir sind alle sehr froh, können wir trotz der bescheidenen Thermik losfliegen. Aber für die meisten ist nach etwa einer Stunde Schluss. Das heisst: Landen, Packen und Weiterlaufen. Die beiden nächsten Hotspots sind Hüsliberg und Stockberg. Die meisten Piloten starten an einem dieser Orte. Aber nicht nur wir geben alles – auch das Wetter. Am Nachmittag lösen sich die mittelhohen Wolken auf und die Maisonne strahlt am Himmel. Mir selbst, bereits tief am Federispitz, rettete sie den Flug. Plötzlich geht es wieder hinauf. So werden die späten Starter fürstlich belohnt. Allen voran David im Toggenburg. Gegen 18:00 Uhr erreicht er noch 2'600 Meter Höhe und schafft es bequem ins Rheintal nach Sevelen SG. Auch Urs hat Stockberg-Glück und kommt bis Gams.

Querung des Walensees / Weiterlaufen in Rieden SG

Knacknuss Walensee

Kaspar, Jan und Roger starten erneut am Hüsliberg, kommen hinauf und bis nach Amden. Jan und Roger landen im Bereich Arvenbüel aber Kaspar, mit etwas mehr Höhe, wagt sich an den Churfirsten vorbei. Das braucht Nerven! Kaspar hat sie und kommt «trocken» bis nach Walenstadt. Ich selbst kann mich am Federi retten, am Durschlägi bei Amden noch etwas Höhe tanken und quere von dort aus nervenschonend über den Walensee. Der Autobahn entlang gleite ich bis kurz vor Murg. Der Velo- und Wanderweg dort ist eine Entdeckung. Gut gelaunt wandere ich via Walenstadt bis nach Flums SG, wo wir an der Seez im Camper übernachten. Nochmals zurück zu Kaspar. Der Ritt nach Walenstadt gab ihm offensichtlich viel Energie und er steigt erneut 800 Höhenmeter bis nach Lüsis hinauf, von wo er im letzten Tageslicht bis weit ins Seeztal hinein gleitet.

Im Tandem-Modus

Ein Rennen der Sonderklasse liefern Lino und Bino. Den Go East Chat versorgen sie mit wirklich ganz tollen Fotos. An dieser Stelle nochmals ein herzliches Dankeschön! Ihr Weg führt sie am Samstag von der Scheidegg via Chrüzegg und Rieden SG bis nach Rufi, wo sie Ihr Nachtlager aufschlagen. Eine riesige Wanderleistung vollbringt Thomas B. Nach der Linthebene und den ganzen Walensee entlang erreicht er Walenstadt am Abend.

Bino über Schwammegg / Kaspar in Lüsis

Appenzell

Erich nimmt Go East wörtlich und schlägt genau Ostkurs ein. Er und kann kurz vor dem Rickenpass nochmals maximal Höhe machen, überfliegt Wattwil und landet auf dem Eschenberg. Von dort aus wandert er 12 km bis auf die Hochhamm. Mit einem Abgleiter kann er sein Tagesziel Urnäsch AR erreichen. Nochmals Bravo!

Einige Teilnehmer konnten nur am Samstag mit dabei sein. Patrik kam bis zum Startplatz Atzmännig, wo er leider keine Thermik mehr fand – immerhin mit drei Flügen. Smiley startete sehr früh und landete zuerst am Kloster Windenmis bei Gommiswald und sein zweiter «Pilgerflug» führte ihn bis zu Kapelle in Betlis direkt am Walensee. Bravo! Irene landete beim Ricken und nahm den Toggenburger Höhenweg in Richtung Regelstein. Leider verhindert Abwind später einen weiteren Start und Irene erreicht zu Fuss das Toggenburg.

Erich in Urnäsch: wo geht es nach Osten? / Irene wandert auf dem Thurweg

Sonntag

Der Sonntag begrüsst uns mit Wolken. Das Wetterglück vom Samstag scheint vorbei. Ab jetzt sind alle, die eine südliche Route wählen im Vorteil, nördlich von Sargans ziehen am Vormittag auch Regenschauer über das Land. Schon früh geht es weiter. Wer bis ins Prättigau will, muss an den Lufträumen Bad Ragaz und Balzers vorbei. Das gelingt entweder mit viel Höhe und Thermik oder zu Fuss. An diesem bewölken Sonntag bleibt nur die letztere Option. Kurz nach Sieben laufe ich von Flums los, bald schon kommen der Gonzen und Sargans in Sicht. Kaspar war bereits dort und wartet auf mich. Danke! In Sevelen startet auch David. Wir alle hatten, ohne voneinander zu wissen das Ziel, von der Bündner Herrschaft aus ins Prättigau zu fliegen. Der Weg dem Rhein entlang nach Fläsch ist wunderschön und ganz eindeutig. Aber dann muss man entscheiden. Wo sollen wir rauf, welcher Weg führt zu einem brauchbaren Startgelände?

Zur ähnlichen Zeit starten Lino und Bino. Den Fotos zu urteilen geht es hoch hinaus bis über die Schneegrenze in Richtung Toggenburg. Schliesslich erreichen beide Stein im Toggenburg. Respekt vor dieser Leistung! 

Roger startet im Schnee Richtung Churfirsten / Urs landet in Gams SG

Sonntagsflug vom Gulmen

Der weiteste Flug am Sonntag gelingt Roger. Er startet am Gulmen oberhalb von Amden im Schnee. Roger kann tatsächlich Höhe machen und fliegt entlang der Churfirsten-Nordseite ins Rheintal bis Sevelen. Von dort aus geht es zu Fuss Richtung Vaduz. Ein weiterer schöner Flug vom Gulmen gelingt Jan. Er quert den Walensee in Richtung Murg und landet kurz vor Walenstadt, seinem Zielpunkt. 

Rund um den Säntis

Leider sind die Flugbedingungen nach dem Regen nicht mehr gut. Mit kurzen Abgleitern und starken Läufen kommen die meisten am Boden weiter. Erich fliegt von der Hundwiler Höhe und erreicht mit einem Fussmarsch Appenzell. Mangels passenden Windes zu Fuss und nicht fliegend erreicht er Oberriet SG. Damit kommt er praktisch gleich weit wie Roger, der noch bis Vaduz wandert. Beide belegen den 6. Platz. Florian startet seine Reise von der Schwägalp aus. Er kommt bis nach Götzis AT und ist damit der einzige Teilnehmer, der Österreich erreicht. Urs, der schon am Samstag mit zwei guten Flügen das Rheintal erreichte, beendet Go East sehr respektabel in Gams. Irene wandert der Thur entlang weiter bis Starkenbach! Herzlichen Glückwunsch!

Kaspar auf dem Burgenweg nach Mittelsäss / David und Thomas in Schiers

Showdown im Prättigau

Und wie geht es weiter in der Bündner Herrschaft? Je später umso besser wird das Wetter. Die Sonne kommt immer mehr durch die mittelhohen Wolken. David ist von Sevelen aus zu einer Alp oberhalb von Maienfeld aufgebrochen. Er startet auf nur wenig mehr als 1'300 Metern und ihm gelingt tatsächlich der Einstig in die Thermik. Etwas später starten Kaspar und ich knapp 2 Kilometer südlich von Mittelsäss oberhalb Jenins. Erst kurz nach dem Start sehe ich einen zweiten steigenden Schirm, aber David erkenne ich noch nicht. Immerhin können wir beide problemlos ins Prättigau gleiten und der Talwind schiebt uns in Richtung Schiers. David landet keine 5 Meter von mir. Erst nach der Landung erkenne ich ihn. Zu der Zeit ist Kaspar noch immer in der Luft und kann am Stelser Berg noch etwas Höhe machen. Er schafft 1.5 km mehr. David und Kaspar haben noch Energie und laufen weiter. David erreicht Küblis und Kaspar Brunnen/Caflionga. Bei mir waren in Schiers die Batterien wirklich leer.

Thomas B. erreichte mit einer riesigen Laufleistung noch Landquart und sicherte sich den vierten Platz.

Allen Teilnehmenden einen herzlichen Dank, es war ein tolles Erlebnis!

Allein und doch gemeinsam - von Irene

Hinter dem Dorf Ricken, gegen den Regelstein, wars schön sonnig. «Da bin ich auch schon wieder hochgekommen», denke ich. Leider nichts. Landung auf 800 m. Idee: rauf zum Regelstein. Oder vielleicht finde ich einen guten Startplatz Richtung See? Also Toggenburger Höhenweg und oben starten. Ein einheimischer Nichtpilot sagt, dass es auf dem Regelstein ginge, was dann nicht der Fall war und ich weiter wanderte. «Auf der Stockweid, starten sie», sagt mir die Frau in der Alpwirtschaft zwei Stunden später. Ich laufe schnell dorthin, es hat wenig Aufwind, die Sonne scheint und ich lege aus, bin schnell startbereit. Da verschwindet die Sonne hinter den dicken Wolken und starker Abwind setzt ein, das heisst die aktuelle Windrichtung kommt zurück.

Smiley schreibt aufmunternd im chat: «Kommt der Wind von hinten, musst du sprinten!» So schnell kann ich nicht! Zusammenpacken, runterlaufen bis Ebnat. Die Idee: am Sonntag nach Nesslau und auf den Stockberg zu laufen. Doch ohne Aussicht auf Thermik um weiterzufliegen lohnte sich der Aufstieg nicht und ich lief und lieft bis mir die Sohlen brannten. -  Doch ich freue mich mit einigen von euch - bis nach dem Atzmännig in der Luft – und nachher per chat unterwegs gewesen zu sein. Ich kann den Anlass allen empfehlen, die gern ein kleines Abenteuer erleben möchten, und wünschte mir, dass nächstes Jahr auch ein paar Frauen dabei sein werden. Glückwünsche an alle, die grosse Strecken zurückgelegt und viele Flüge gemacht haben! Thomas danke ich ganz herzlich für die tolle Organisation und für den spannenden Rennbericht. 

Let's go east - von David

Mit grosser Vorfreude habe ich mir schon viel überlegt, wie meine Route aussehen könnte. Richtung Nordosten-Osten, vielleicht bis an den Bodensee? Das Toggenburg könnte auch gut gehen. Walensee, da bin ich mir unsicher. Die Pläne können sich unterwegs aber auch bald wieder ändern, genau wie das Wetter… Die Wetterprognosen sind ja eher verhalten, da hat Thomas eine echt schwierige Entscheidung vor sich!
Am Samstag sieht das Wetter dann doch ganz gut aus. Kurz vor 10 Uhr treffen wir uns dann in Wald. Endlich geht's los! Ich laufe etwa mit der Mitte der Gruppe, als ich oben eintreffe, sind die ersten (die aber auch ein super Tempo vorgelegt haben!) schon in der Luft.

Knapper Einstieg
Mit dem Start beobachte ich erst, was die Wolken und andere Piloten machen. Es wird topgelandet, das ist ja schon mal ein gutes Zeichen.
Kaspar und Jan starten vor mir und finden am Josenberg sofort den Einstieg. Wenig später fliege auch ich raus, aber... da geht ja gar nichts! Wenig später stösst Erich dazu, auch bei ihm sieht es schwach aus... So schnell gehts und ich bin schon voll am Schwitzen! Erich fliegt raus, ich folge ihm mit etwas Versatz, und siehe da: wir beide können über der Hochspannungsleitung, nicht weit vom Hüebli, endlich aufdrehen! Puh, das war knapp! Die Querung zum Schwarzenberg gelingt dann gut, dort treffen wir auf Irene. Mit etwas Geduld gehts zusammen weiter zum Atzmännig, wo Kaspar zu uns stösst.

Zusammen geht’s weiter
Bald kommen wir vier der Basis nahe: Irene, Erich, Kaspar und ich. Ein echtes Highlight, unser kleiner Pulk hat's geschafft! Die Freude ist riesig, hier zusammen die erste Hürde gemeistert zu haben! Hier trennen sich unsere Wege: Irene und Kaspar queren wohl den Ricken, Erich fliegt Richtung Wattwil. Ich nehme den Mittelweg, Zwischenziel Stockberg, und verliere die Mitflieger rasch aus dem Auge.
Nach der Querung komme ich tief an und finde keinen Anschluss. Mit etwas Talwind gleitet es aber noch bis Krummenau.Mit dieser Position bin ich sehr zufrieden: Toggenburg erreicht, der Stockberg ist von hier gut erreichbar. Ich stelle mir schon einen schönen Abendflug vor. Etwas weiter in Neu St. Johann gibts erstmal Kaffeepause vor dem Aufstieg.
Der hat es gegen oben hin ganz schön in sich, die steilen, letzten 200 Höhenmeter sind echt streng... Kurz nach 16:30 bin ich oben.

Start Go East / Sprung ins Toggenburg

Weiterflug im Toggenburg
Am Startplatz Stockberg ist Urs bereits angekommen. Er hat eine Route über den Tanzboden gewählt und ist in Stein gelandet. Immer spannend, wenn man sich trifft und berichten kann: wie ist es gelaufen, was sind die weiteren Pläne? Wir möchten beide das Toggenburg durchqueren. Nach dem Start geht es besser als gedacht, es steigt zuverlässig. Nach einer Viertelstunde kann ich mit komfortabler Höhe direkt zum Alplispitz queren.
Ab hier läuft's wie geschmiert, ich muss die perfekte Phase erwischt haben: an jedem Spitz trägt es grossflächig, und am Schafberg "beamts" mich richtig hoch! Der Blick auf den tief verschneiten Säntis, Toggenburg und Rheintal weit unter mir... ein Genuss, ich drehe nun so hoch es geht, auch um noch möglichst lange oben zu bleiben. Ein grossartiger Flug, den ich so schnell nicht vergessen werde!
Der folgende Abgleiter reicht bis Sevelen im Rheintal. Dort ist Schluss für heute. Meine Frau und ich gehen gut essen (der Mexikaner in Sevelen ist super!) und früh im Hotel schlafen.

Am Startplatz Stockberg / Hochgebeamt am Schafberg: Blick zum Säntis

Abgleiten ins Rheintal / Landung bei Migros Sevelen

Sonntag - fast wie in Österreich
Nach einigen kurzen Niederschlägen soll es Richtung Bündnerland trocken werden. Direkt in Liechtenstein den Westhang hochzulaufen scheint mir nicht sinnvoll. Unwahrscheinlich, dass es heute geht, und die Lufträume Balzers/Landquart sind im Weg. Da wir früh sind, können wir die Lufträume durchwandern und den ersten Startplatz östlich davon nehmen: die Heidialp ob Jenins sieht passend aus.
Das wird der längste Abschnitt zu Fuss. Über Balzers, St. Luzisteig mit dem Waffenplatz und über mehrere "Toblerone-Panzersperren" geht's voran, mit einem schweisstreibenden Aufstieg zur Heidialp. In Balzers gabs feinste Fleischkäsebrötchen, wir fühlen uns schon fast wie in Österreich.
Die Hütte auf der Heidialp sieht gemütlich aus, aber so nah vor dem Startplatz ziehen wir durch. Etwas oberhalb finden wir schöne Startwiesen, der Wind ist null - eine Erleichterung, hier werde ich problemlos starten können.
Meine Frau wird nun von hier aus weiter nach Jenins wandern.

In einer etwas sonnigeren Phase starte ich, finde aber keine Thermik, also gleiten so weit es geht. Am Fusse des Vilan bewegt der aufkommende Talwind die Bäume an der Krete. Die fliege ich an in der Hoffnung, vielleicht etwas soaren zu können. Und tatsächlich, mit Geduld ist es möglich, sich hier langsam hochzuarbeiten.

Auf dem Weg zur Heidialp / Immer mehr Sonnenanteile.

Plötzlich gesellt sich ein gelb-grüner Nova-Schirm dazu - fliegt den nicht Thomas? Das scheint mir aber doch zu unwahrscheinlich... Weiter hoch als 1600 m gehts hier nicht, aber im Gleitflug reicht es gut bis Fanas, wo ich sogar nochmals etwas Höhe machen kann. Und wieder ein bekannter Schirm... Kaspar?
Zusammen gehts weiter bis an den Fuss des Stelserbergs. Dort findet Kaspar noch einen Heber, ich lande in Schiers. Hier wartet schon Thomas, tatsächlich war das sein Schirm, er ist kurz vor mir hier gelandet!

Dieser Moment wäre schon ein perfekter Abschluss, ich würde mit Thomas gerne den Platz teilen... und mir in Schiers ein Bier gönnen! Aber es kommt anders... Kaspar, wenige Kilometer weiter ebenfalls gelandet, fordert uns auf, um seinen Platz zu kämpfen - noch bleiben fast zwei Stunden zum laufen!
Für Thomas ist hier Schluss (er ist heute schon deutlich mehr gelaufen als ich), doch mich hat Kaspar angefixt!
So laufen wir beide noch bis 18 Uhr, für mich reicht es bis Küblis und Kaspar noch etwas weiter bis Brunnen/Conters.

Mein Fazit
Ich fand diese Art zu fliegen wieder sehr spannend: wo könnte es fliegerisch gehen, aber wo geht es andernfalls auch zu Fuss gut weiter? Wie planen, um vielleicht abends nochmals starten zu können, bevor Abwinde einsetzen?
Tief oder hoch starten? Wie sind die Chancen fliegend hoch zu kommen? Kann ich am gewählten Startplatz überhaupt sicher starten?
Diese zwei Tage liefen super, alles ist gut aufgegangen (viel besser, als ich erwarten konnte!) und mit dem Abendflug im Toggenburg war ein echtes fliegerisches Highlight dabei.
Schön wars! Vielen Dank an Thomas für die Organisation und Gratulation an alle, die teilgenommen haben!

Starke Momente am «Scheidegg Go East» 2024 - von Kaspar

Wir «Challenger» sind zahlreicher geworden.

Danke Irene, dass Du meinen Wunsch nach der Teilnahme von Frau(en) erhört und umgesetzt hast!

Am Bahnhof Wald um 10 Uhr sind auch ein paar Überraschungsteilnehmer, welchen ich den Elan zur Teilnahme schon letztes Jahr zugetraut hätte.

Der Aufstieg zur Scheidegg ist diesmal ganz anders: Letztes Jahr waren wir eine homogene Gruppe, diesmal gibt es mehr Streuung, von raketenmässig bis moderat im Tempo.

Durchs Sagenraintobel, dem Wasser nach, das rauscht, gurgelt, perlt, fliesst, strömt.

Gespräche während des Aufstiegs.

Golden blühender Löwenzahn bei der Ankunft auf der Scheidegg.

Prickelnde Wettkampfatmosphäre bei den Startvorbereitungen.

Der Aufwind am Josenberg, und dann der am Farner: Vorerst gerettet.

Den Anschluss verpassen und meinen eigenen Weg via die Chrüzegg zum Atzmännig finden.

An der Schwammegg alte Bekannte treffen: Mit Irene, Erich und David im zickigen Aufwind.

Der Klassiker: Den Ricken queren Richtung Gommiswald – und nirgendwo gibt’s Anschluss. Bei Maseltrangen ist Schluss.

Jan ist nicht viel weiter geflogen und wartet auf mich.

Gemeinsam und in flottem Tempo steigen wir auf zum Startplatz Hüsliberg, treffen Bärlauch im Wald und einen Hasen, sowie ein altes, zerfallendes Bauernhaus, bei welchem der Rapid und die Milchkannen so dort stehen, als wären sie erst gestern noch benutzt worden.

Kürzlich hatte ich in dieser Gegend beim Wandern mit Gleitschirmrucksack einen massiven Hungerast – diesmal esse ich rechtzeitig ein Mars. Hmm, auch nicht optimal - es killt mich fast mit seiner Süsse und Klebrigkeit.

Am Startplatz treffen wir Roger Ruppert, ebenfalls auf einem Hike and Fly.

Jan und ich versuchen, erst am Chüemettler und dann am Federi, möglichst viel Höhe zu scheffeln. Erst habe ich mehr Glück bei der Suche nach Aufwind, dann ist er für längere Zeit höher. Ohne den Federispitz ganz überhöht zu haben, wagen wir uns weiter: Go east!

Jan versucht sein Glück an der Durschlegi, ich taste mich an den Mattstock heran. Keine schöne Fliegerei da, aber schliesslich mache ich immerhin genügend Höhe, um mich via Amden Richtung Churfirsten weiterzuschummeln.

Die Sonneneinstrahlung stimmt … eigentlich müsste es den Felswänden entlang möglich sein, nach Walenstadt zu schleichen. Es müsste … und wenn nicht, würde es eine Landung in ungemütlicher Gegend bedeuten. Quinten oder so ….

Angespannt und hochkonzentriert wage ich mich vor, mässig sind die Aufwinde, schmerzlich die Abwindzonen. Aber es reicht zu meiner Freude und Erleichterung nach Walenstadt.

Es ist Abend, aber zu früh für Feierabend.

Also hopp, hoch nach Lüsis!

Im Wettbewerbs-Chat eine lustige Phase mit allen möglichen Viechern.

Im Wiesenbord zirpen die Grillen. Es tönt und riecht nach Sommer.

Der dritte Aufstieg an diesem Tag fordert mich. Der Sack ist schwer, die Beine müde – und der Durst ist gross. Bei einer der ersten Hütten von Lüsis stehen Schuhe vor der Tür. Da klopfe ich ans Küchenfenster und bitte um ein Glas Wasser. Meine Spontangastgeber geben mir ein grosses, und füllen es noch zwei Mal.

Meine Frau ist bereit, um ins Auto zu steigen, um mich zu verpflegen und in ein Hotel zu bringen. Jedoch: Werde ich in Lüsis kurz vor Sunset noch starten können und irgendwo vor Sargans landen? Oder übernachte ich hier oben? Niemand weiss es. Und so bitte ich Elisabeth um Autonomie.

Rückenwind, und nicht zu knapp. Nur mit Aufziehen des Schirms gegen den Berg und einem engagierten Kurvenlauf komme ich in die Luft.

Fliegen zu können, die Abendstimmung, die Aussicht auf den Walensee und der Hauch einer Konvergenz über dem Tal trösten mich über die Tatsache hinweg, dass sich die Mühe, nach Lüsis aufzusteigen, wettbewerbstechnisch wohl kaum gelohnt hat. Der Wind hat gedreht – weit komme ich nicht. Vor Heiligkreuz packe ich in der Dämmerung zusammen und tipple nach Sargans. Das fühlt sich wunderbar an, so ohne Steigungen, im Rhythmus der Wanderstöcke, durch die Nacht. Immer schön der Staatsstrasse nach, bis von oben das hell erleuchtete Schloss Sargans grüsst.

Die Pizzeria «Fantasy» würde um 22 Uhr schliessen, tut aber nicht kompliziert und verpflegt mich. «Was jetzt, ein grosses Mineral oder ein grosses Bier?» «Beides.» Und gern das Handy laden.

Ich könnte ins Hotel. Ob die mich um elf noch aufnehmen würden?

Aber ich habe ja Schlafsack und Matte bis hierher mitgeschleppt. Also Biwak in Sargans.

Der Platz, etwas erhöht am Schlosshügel gelegen, ist super. Geschützt, eben, sauber, ruhig, freundlich. Mit Sternenhimmel. Lange kann ich nicht recht einschlafen. Vermutlich, weil der Tag so aufregend war!

Biwak am Gonzen / Flug von Lüsis, Rückblich zum Walensee

Sonntagmorgen mit Kirchenglocken.

Thomas K. schläft nicht so lange wie am letztjährigen Go East. Ich sag ja, die Konkurrenz schläft nicht!

Er ist, als ich gepackt habe, schon im Anmarsch auf Sargans. Die Aussicht, gemeinsam weiterzuwandern, finden wir attraktiver als der Alleingang.

Beschwingt und guter Dinge wandern wir dem Rhein entlang nach Fläsch und durch die Reben der Bündner Herrschaft bis Jenins. Wo Reben wachsen, ist es einfach schön …

Auch die zahlreichen Brunnen haben es uns angetan.

Die grosse Lotterie: Werden wir, einmal gestartet, Thermik finden, um ins Prättigau einzufliegen? Tut’s auf?

Wir ochsen den Berg hoch, bis zum Schnee und den Krokussen.

Zwei Einheimische spendieren uns ein brunnengekühltes Cola.

Thomas startet souverän etwas unterhalb der Alphütten, während sich mein Startplatz als ungeeignet herausstellt. So «wandere» ich flugbereit noch etwas höher. Uff!

Thomas' Start vom Mittelsäss / durch die Reben

Leider ausser ein paar «Pfüpfli» kein anständiger Aufwind … schade.

Ich gleite schon recht tief über Seewis und halte Ausschau nach Thomas. Meine, es sei der Schirm, den ich bei Grüsch landen sehe und bin drauf und dran, auch dort landen zu gehen.

Doch da – bei Fanas lümmeln zwei Gleitschirme herum. Die scheinen etwas Thermik gefunden zu haben? Nichts Grossartiges. Aber immerhin bringt es mich zusammen mit dem Talwind schon wieder etwas weiter. Beim nächsten Kreis … HALLO?!

Das ist ja der David, der da fliegt! Vielleicht zwanzig Meter tiefer.

Hey Kaspar, das ist ein Wettbewerb! Mein Kampfgeist erwacht.

Am Stelserberg steht der Talwind an. Da müsste doch noch etwas drin liegen.

Viel ist es nicht, jedoch genug, um nicht in Schiers, sondern erst in Lunden landen zu müssen.

Mit einem läppischen Kilometer Vorsprung, etwa.

 Es stellt sich heraus: David ist bei Thomas gelandet, in Schiers.

An Fliegen ist nicht mehr zu denken. Aber das Rennen geht noch bis um 18 Uhr.

 Wie ein Hund, der seinen Knochen nicht mehr hergeben will, komme ich mir vor. Eile durchs Prättigau, so schnell es noch geht, immer den heissen Atem von David im Nacken. Dem würde ich es nämlich zutrauen, dass er rennt, um mich noch zu überholen.

Bei Fideris Station erreiche ich die im letzten Jahr gesetzte Marke. Weiter, weiter…

Sprung ins Prättigau / Geschafft! In Brunnen GR

In Küblis ist es noch immer nicht 18 Uhr. Ein Wegweiser nennt Conters als nächstmöglichen Ort. Na dann … Es geht nochmals deftig aufwärts. Kurz vor Schluss platzt die Blase an meiner linken Ferse.

Conters erreiche ich nicht. Nächstes Jahr?

Der Anblick des Dorfes samt Kirchturm von Ferne muss genügen.

Kein Landebier. Aber drei Autos bis nach Bilten. Dort holt mich meine Liebste ab.

Go East: Results 2024