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Rückblick Go East '23

Rennbericht

Für den 6. Mai war die Meteoprognose endlich gut genug für einen Start von Go East. Nach einer Kaltfront, die noch am frühen Morgen Regen brachte, klarte es auf. Aber die Luft war noch sehr feucht und labil. Grössere Quellwolken, Abschattungen, Sonne, Schauer und Gewitter - alles war möglich. Aber die Chance für Thermik war intakt.

Wir trafen uns am Bahnhof Wald und nach einer kleinen Stärkung ging es um 10:00 Uhr pünktlich und guten Mutes los. Der erste Hike mit gut 600 Höhenmetern führte uns innert 90 Minuten auf die Alp Scheidegg. Nach einer kurzen sonnigen Phase lag alles wieder im Schatten. Somit war noch Zeit für Gespräche und Fotos. Kurz nach 12 Uhr, begannen sich die Wolken zu lichten und langsam kam die Thermik. Die ersten Go East Starts erfolgten kurz nach 12:30 Uhr.

Die meisten Teilnehmer schafften den Einstig und nahmen Kurs zum Farner und anschliessend zum Ricken. Dann teilte sich das Feld auf: vier Teilnehmer flogen und wanderten direkt nach Süden und nahmen die Hüsliberg-Route. Jan, Alex und Urs nahmen Go East wörtlich und flogen direkt in Richtung Appenzell, alle anderen nahmen es mit dem Toggenburg auf.

Am Samstag bescherte die südliche Route die klar besseren Flugbedingungen. Erich und Mirko gelangen schöne Flüge. Beide konnten die Churfirsten überwinden und kamen über Sargans hinaus. David schaffte den Sprung zurück ins Toggenburg. Eindeutiger Tagessieger wurde Erich, der von Altwies bis zur Pizolbahn in Wangs flog – und damit den weitesten Flug von Go East schaffte. Herzlichen Glückwunsch!

Am Nachmittag wanderten die meisten und machten zu Fuss weiter Distanz. Im Anschluss genossen wohl alle die erwanderte Aussicht und eine Stärkung. Leider behielt das Meteo recht und am Abend zogen Regenschauer über uns hinweg. Aber es blieb angenehm warm. Am Sonntag ging das Rennen weiter und diesmal war die nördliche Route im Vorteil. Entlang der Churfirsten hielten sich dicke Wolken und Regenschauer. Erst ab Mittag setzte sich wieder die Sonne durch. Trotz guter Startposition kam Mirko nur bis Liechtenstein, Abwind verhinderte einen weiten Flug. Vielmals war Wandern angesagt, Simon schaffte es bis in den Glarus.

Im Toggenburg schafften Kaspar, David und ich den Flug ins Rheintal. Weiter nördlich flog Jan vom Kronberg und dann vom Fähneren bis ins Rheintal. Das sonnige Wetter und einen tollen Startplatz vor Augen motivierten Kaspar noch zu einem vierten Flug, der ihn von Liechtenstein via Falknis bis ins Prättigau brachte – und damit den verdienten Sieg. David lief noch vom Rheintal aus bis nach Bludenz und wurde zweiter. Mehr und mehr Teilnehmer schalteten am Nachmittag auf den Genussmodus um und liessen den Sonntag bei einem verdienten Bier ausklingen.

Herzlichen Glückwunsch allen Teilnehmern und an den ersten Go East Champion: Kaspar! Für alle, die noch einmal möchten, für die, die es verpassten und für alle anderen: Für 2024 ist wieder ein Go East geplant.

Starke Momente am «Scheidegg Go East» [Kaspar]

Sich am Bahnhof Wald treffen und gemeinsam via Sagenraintobel – Josenberg zur Scheidegg aufsteigen.

Nicht an der Scheidegg absaufen, sondern vorerst mal wegkommen.

Völlig unfreiwillig Nähe Hemberg landen und zusammenpacken müssen – während oben dran die Kameraden kreisen und Höhe machen …

Der Schweiss, der mir beim Aufstieg auf die Gössigenhöchi in die Augen läuft.

Durstig sein und im richtigen Moment einen Brunnen mit Trinkwasser finden.

Jan, mit dem ich eigentlich zusammen unterwegs sein wollte, an der Höchalp fliegen zu sehen. So nah, und doch so weit …

Krokusse, da, wo eben noch Schnee lag.

Ganz allein auf mich gestellt sein.

Trotz nicht ganz optimaler Verhältnisse erfolgreich starten, fliegen und mitten in Nesslau landen – einfach ohne irgendwelche Aufwinde…

Im Tiefflug über ein Fest auf einem Bauernhof gleiten. Die Leute winken.

Der Autofahrer, der mit eingeschaltetem Warnblinker auf offener Strasse anhält, um mich mitzunehmen. «Lieb – aber es handelt sich hier um ein Rennen …»

Menschen, die in Gärten und auf Balkonen den Samstagabend geniessen.

Ein Anruf von Thomas: «Ich bin zwei Kilometer vor dir. Wir laden dich zum Nachtessen im Camper ein.»

Ein schützendes Dach zum Biwakieren, wenn es regnet, blitzt …

Frühmorgens der Thur nach und der Sonne entgegenwandern. Sonntäglicher Frieden.

Der Schafberg ob Wildhaus, schroff, respekteinflössend, oben noch viel Schnee. Jedoch: Mit ein wenig Sonne müssten diese Wände Aufwind erzeugen.

Murmeltiere, Gämsen, Dohlen.

Die Lotterie: Warten auf bessere Verhältnisse, oder starten, bevor es (noch) schlechter wird?

Mit Glück und trotz kräftiger Abwinde und Turbulenzen ins Rheintal abgleiten.

Pizza essen und Durst löschen im Fürstentum.

Vom fliegenden Thomas überholt werden.

Realisieren, dass das Wetter besser wird und die Chancen auf einen thermischen Flug steigen.

 Frühling überall! Hier in Planken FL ein Buchenwald mit frischem Laub – eine Orgie in Hellgrün.

 Die Frau mit dem Ferienhaus neben dem improvisierten, reichlich flachen Startplatz: «Ist dies ein geeigneter Platz für Gleitschirme?» «Das werden wir gleich sehen …»

 Thermik, Thermik, Thermik. Langsam, aber stetig Höhe gewinnen. Bis zur Basis.

 (Doch noch) Ins Prättigau fliegen.

 Kurz nach 18 Uhr und kurz vor dem einsetzenden Regen eine nette Bündnerin finden, die mich bis Rapperswil mitnimmt.

 Von meiner Liebsten am Bahnhof abgeholt und bekocht werden.

Auf dem Weg ins Prättigau
Go East «Erlebnisbericht» [Erich]

Vorwort: Ich habe mich im Vorfeld riesig auf diese 2 Tage gefreut und mir viele Gedanken gemacht. Vielleicht auch zu viele. Nach einem solchen Tag gehen die Gedanken aber weiter. Ich erlaube mir, mit diesem Schreiben das Erlebte zu verarbeiten und abzuschliessen.

Etwas angespannt, aber freudig erwartend stehe ich mit meinen Mitbestreitern am Bahnhof Wald. Zur Motivation gibt es für jeden ein Stück Baumerfladen, vielen Dank. Auf was habe ich mich da eingelassen? Zum Glück sind Alex und Urs auch dabei in der, um die, Ü60 Kategorie. Im Vorfeld habe ich mir schon viele Gedanken gemacht und mir verschiedene Szenarien vorgestellt. Aber kann ich die auch umsetzen? Wir werden sehen.

Geschlossen wandern wir durchs schöne Sagenraintobel  und via Josi auf die Scheidegg, wo uns viele Fliegerfreunde und –freundinnen begrüssen. Erste Frage, wie fliegt es? Lars macht es vor und landet oben wieder rein. Sofort machen wir uns zum Fliegen bereit. Nachdem die Ersten erfolgreich aufgedreht haben, starte auch ich. Aber was ist das für ein Start. So schlecht bin ich schon lange nicht mehr gestartet und verliere viel Höhe. Erst ganz vorne schaffe ich es über die Krete und finde etwas Thermik. Ich brauche 25 Minuten bis ich über der Scheidegg auf 1'700m bin. Jetzt geht’s los, ich bin erleichtert.

Am Farner sehe ich Schirme aufdrehen, das gibt Mut. Weiter zum Köbelberg, schöne Thermik. Und jetzt? Bleibe ich bei Plan A oder doch Toggenburg? Plan A ist weiter Richtung Hüsliberg und zumTagesziel Amden. Am 2. Tag würde ich dann versuchen auf der Walenseeroute nach Sargans zu fliegen. Meine Überlegung war, dass ich am Hüsliberg mit weniger Aufwand wieder einen Startplatz erreichen kann, als im Toggenburg. Jan, dessen Schirm ich erkenne, fliegt Richtung Atzmännig/Ricken/Toggenburg. Hüsliberg/Federi sind noch abgeschattet. Ich zögere kurz, entscheide mich aber trotzdem für Plan A und fliege Richtung Uetliburg. Wie so oft verliere ich viel Höhe und schaffe den Anschluss nicht, obwohl genau in diesem Moment die Sonne das Licht anmacht. Also weiter nach Rieden. Unterhalb der Kirche kann ich ein wenig Höhe machen und den Schwänditalgraben überqueren und landen. Sofort laufe ich auf den Altwisstock hoch. Es ist jetzt richtig warm und mir geht das Wasser aus. Zum Glück kann ich an einem Reservoir meine Trinkflasche auffüllen. Oben sind sind Bauern am Alpweide putzen und haben ein Feuer angefacht. Aber der Rauch wird nach hinten ins Schwändital hinuntergedrückt, Thermik sieht anders aus. Ich laufe weiter auf dem Grat Richtung Chüemettler. Bei Oberhaghöchi öffnet sich der Blick Richtung Zürichsee. Den perfekten Startplatz mit schönen Ablösungen und am Chüemettler drehen die ersten Schirme auf. Freude herrscht!

Nach dem Start muss ich eine Weile suchen bis ich den Einstieg in den Chüemettlerschlauch gefunden habe, aber jetzt geht’s richtig hoch auf knapp 2'000m. Weiter Richtung Federi. Es ist jedes Mal ein unbeschreibliches Gefühl, wenn man überhöhen kann und sich der Blick Richtung Walensee öffnet. Ab jetzt ist es Neuland für mich. Ich bin noch nie den Churfirsten entlang nach Sargans geflogen. Ich habe grossen Respekt davor. In diesem Moment habe ich auch nicht mehr an das Go East gedacht, sondern ganz einfach ich will es versuchen und mir einen Traum erfüllen. Vorne am Mattstock war die Thermik knackig, aber ich beisse mich fest und gewinne nochmals Höhe. Ich entscheide mich, direkt über Amden vorne an den Leistkamm zu fliegen. Da mein Schirm nicht gerade ein Gleitmonster ist, verliere ich viel Höhe bis auf 1'500m. Die Felswände kommen näher und ich rede mir ein, dass ich nur ein Versuch habe, sonst sofort umkehren und nach Weesen zurück. In diesem Moment beginnt das Vario zu Piepsen und ich kann wieder auf 1'900m aufdrehen. Alle Zweifel sind verflogen und ich weiss, dass ich es sicher nach Walenstadt schaffe. Als  mich ein anderer Schirm etwas höher überholt, bin ich auch nicht mehr alleine und gibt zusätzlich Sicherheit. Im Nachhinein, weiss ich dass es Mirko Schuster war und in gleicher Mission unterwegs. Bis nach Walenstadt war es ein stetes mitnehmen von jeder leichten Thermik. Nach ganz oben an die Churfirsten ging es nicht. Erst am Sichelkamm konnte ich mich mit soaren und aufdrehen geduldig höher kämpfen, so dass ich weiter zum Gonzen fliegen konnte. Am Gonzen nochmals auf 1'700m und plötzlich wurde mir schlagartig bewusst, mein Plan ist hier zu Ende. Ich wusste nicht weiter, der Weiterflug ist wegen dem Luftraum versperrt, Pizol ist keine Alternative und umkehren bringt auch nichts. Die Variante Richtung Vaduz abzugleiten und am Sonntag dort wieder hochzugehen habe ich leider gar nicht in Betracht gezogen. Was wohl das Beste gewesen wäre, wie Kaspar es dann meisterlich am Sonntag aufgezeigt hat.

So bin ich landen gegangen, habe zur Feier des Tages noch ein paar Wingovers gemacht und bin sicher auf dem Boden gestanden. Ein Traum war in Erfüllung gegangen. Jetzt fängt das Hirn an zu rotieren, was mach ich jetzt? Das Prättigau schien mir die einzige Möglichkeit zu sein um am Sonntag wieder fliegen zu können. Maps checken, 26km bis Fanas und dann noch den Berg hinauf. Vergiss es, das wollte und konnte ich meinem Körper nicht antun. Zudem war ich sehr müde, hungrig und hatte Schmerzen in einem Bein. Der Niederschlagsradar zeigte ein Gewitter voraus und ich hatte kein geeigneter Regenschutz dabei. Am Sonntag gemütlich Richtung Landquart zu wandern, da fehlte mir in diese Moment der Pfupf. 2 Locals, die auch dort gelandet sind, konnten mir auch nicht weiterhelfen. Beide fanden die Idee von unserem Verein super und der Eine hatte sogar vorher von diesem Anlass gehört, er wusste aber nicht mehr woher. Wo sind eigentlich die Anderen? Ein Telefon mit Thomas zeigte mir, dass das fliegerische Glück heute auf meiner Seite war. Ich hatte das zwar so geplant, aber in 2 Tagen und nicht in einem. So beschloss ich hier abzubrechen und bin nach Hause gefahren. Als ich zum Bahnhof lief, begann es bereits zu regnen.

Zum Schluss, ich gratuliere allen zu ihren Leistungen und bewundere eure  grossen ausserordentlichen Lauf- und Flugleistungen. Thomas, vielen Dank für die tolle Idee und das Organisieren. Ich denke, sollte der Anlass in einem Jahr wieder stattfinden, wenn es meine Gesundheit erlaubt, ich bin wieder dabei.

Aber sicher nicht mehr in Sargans landen!

Mit fliegerischem Gruss

Erich Elmer

Startplatz Oberhaghochi
Go East «Memories» [Thomas]

Letzten Samstag wurde ich am frühen Morgen von einem kräftigen Regenschauer geweckt. Die Luft war feucht wie ein Schwamm und alles war bedeckt. Meine grösste Angst war, dass es nicht fliegt und ich vor allen Leuten am Huebli absaufe. Dann trafen wir all die fröhlichen Kollegen am Bahnhof Wald. Die Stimmung war gut, nichts konnte mehr schiefgehen.

Oben auf der Scheidegg lag alles im Schatten, dann folgte ein Wechselspiel von Wolken und Sonne. Man nuss parat sein und seine Chance nutzen dachte ich und startete wohl als erster Go East Teilnehmer. An der ersten Thermik flog ich just vorbei. Die zweite und wohl letzte Chance kam kurz danach. Ihr könnt Euch gar nicht vorstellen, wie erleichtert ich war, als ich eindrehen konnte und es langsam stieg. Das Vario piepste beständig und ich querte sehr glücklich zum Farner und auch dort kam ich weiter rauf. Erst kurz vorm Ricken war fertig.

Plötzlich am Boden musste ich entscheiden: Hüsliberg oder Toggenburg. Ich hatte mehr Lust auf das mir unbekanntere Toggenburg, lief hinterm Tweralpspitz nochmals rauf und kam mit zwei Abgleitern bis nach Ebnat-Kappel.

Es machte mir überhaupt nichts aus, als ich einige Schirme noch hoch an der Basis sah, wie sie weiter Richtung Appenzell flogen – ich freute mich einfach für alle, die weggekommen sind. Erst nach zwei, drei Stunden Wandern an der Thur dachte ich, dass es vielleicht doch besser gewesen wäre, die letzte Thermik noch geduldiger auszudrehen. Fliegend machen sich die Kilometer 5 x schneller als zu Fuss.

Beim Wandern erlebt man dann einiges: In Krummenau kam mir eine Parade von Pferdewagen entgegen, eine Frau empfahl mir doch das «Mitfahrbänkli» zu benutzen und einmal musste ich das Angebot mitgenommen zu werden ausschlagen. Letztendlich kam ich bis Starkenbach, wo Andrea auf mich wartete und sie traf zuvor zufällig auch noch Kaspar, der uns beim z’Nacht Gesellschaft leistete. Nach insgesamt 25 km Wandern, einem kühlen Bad in der Thur hätte ich nicht mehr weiter mögen. Die Pasta und die Aussicht auf eine gemütliche Nacht waren alles, was ich wollte.

Am nächsten Morgen kam ich spät aus den Federn und erst um halb neun Uhr ging ich weiter, dafür in einem Zug bis Wildhaus. Plötzlich liegt das Rheintal vor mir – und leider weht bereits ein zügiger Talwind. Starten unmöglich! Kaspar, der klug vom Schafberg aus startete, schaffte den Ableiter. Und ich selbst bin unsicher, ob ich überhaupt einen Startplatz finde, der für einen Weiterflug taugt. Dennoch, ich versuche es und laufe hinauf. 

Irgendwo, es war schon auf bald 1'500 Metern, kam mir eine Wanderin entgegen. Sie fragte mich, ob ich auch oben starten wollte. Ihr Freund sei dort losgeflogen. Ich fragte, ob er auch bei Go East mitmacht, und da war das Rätsel gelöst: es war David. 

Oben auf der Plangge war ein konstanter Aufwind und ich kam problemlos in die Luft. Das Gleiten war gut, mehr und mehr kam die Sonne durch. Ob es über den Rhein reicht? Und ja, es ging, ich war in Liechtenstein. Mehr noch, Schwalben zeigten mir die Thermik, es ging nochmals rauf und so kam ich fast bis Österreich.

Kaum gelandet kam die Sonne raus. Ich wechselte in den Genussmodus, legte den Schirm zusammen und trug Sonnencreme auf. Ich konnte mich nicht mehr motivieren, den nächsten Startplatz auf der anderen Talseite anzusteuern. Kaspar tat es, fand Thermik und hat verdient gewonnen. Mein Ziel war jetzt Feldkirch und selten hat mir ein Bier so gut geschmeckt wie dort im Biergarten.

Herzlichen Dank allen Teilnehmern, die sich der Herausforderung stellten! Danke an Andrea für den tollen Support, danke unserem Club für die Offenheit und Unterstützung, dass wir das haben realisieren können, Thomas

Collage durch's Toggenburg nach Österreich

Ergebnisse erstes Go East '23

Ergebnis '23