Azoren – ein Juwel im Atlantik
Azoren – ein Juwel im Atlantik
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Erlebt und geschrieben von Silvio Zinsli

Es gibt Momente im Leben, die sich für immer ins Gedächtnis brennen. Mein erster und gleich zweistündiger Soaring-Flug über den Strand von Santa Barbara auf der Azoreninsel São Miguel, war genau solch ein Moment – eine perfekte Symbiose aus Wind, Meer und grenzenloser Freiheit.
Bereits der Start war aufgrund eines Rotors über der Klippe eine Herausforderung. Der Wind blies kräftig vom Atlantik über die steile Felskante. Mit grosser Spannung nahm ich die Bremsen in die Hand, spürte die Kraft des Windes im Gesicht und wartete auf das richtige Timing. Dann – ein entschlossener Schritt nach vorn und fünf Schritte zurück, der Schirm bäumte sich über mir auf, und mit einem feinen Impuls löste ich mich von der Erde. Nur zehn Meter über dem Meeresspiegel, direkt über dem feinen Sand, trug mich die unsichtbare Kraft des Windes langsam nach oben.
Sanft schwebte ich über den weissen Strand, während tosende Wellen an ihm brachen. Vorbei über dunkelgrüne Teefelder, weiter über das perfekt in die Landschaft passende Eco-Beach Resort in Richtung Paradies. Die Gäste kamen aus dem Staunen nicht raus und winkten um die Wette. Die kühle Atlantikbrise spielte mit meinem Schirm, liess mich mühelos an Höhe gewinnen. Es war ein Gefühl von absoluter Schwerelosigkeit, als ich über die 100-Meter-Marke stieg und das Panorama sich voll entfaltet zeigte: endlose Weiten des Atlantiks, dramatische Felsformationen und ein Himmel, der sich langsam in Pastellfarben tauchte. Gemächlich schraubte ich mich auf über 200 Meter hoch.
Als die Sonne begann, den Horizont zu küssen, verwandelte sich der Himmel in ein Gemälde aus Orange, Purpur und Gold. Die Schatten der Klippen wurden länger, das Meer glühte in warmem Licht. Ich liess meinen Blick über das weite Wasser schweifen, verlor mich in der grenzenlosen Schönheit dieses Moments.
Nach zwei Stunden voller Leichtigkeit und Euphorie setzte ich schliesslich zur herausfordernden Landung an. Zentimeter für Zentimeter sank ich dem feinen Sandstrand entgegen. Mit den Zehenspitzen setzte ich auf dem Sand auf und mit einem kräftigen Zug an den Bremsen liess ich dem Gleitschirm keine Chance, dorthin zurückzukehren, wo er hingehört – in die Luft!
Gespannt blicke ich auf den nächsten Bericht von Lino Grazia.