Ein denkwürdiger Tandemflug
Ein denkwürdiger Tandemflug
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Erlebt und geschrieben von Flavio Poltera

In meiner bisherigen Pilotenlaufbahn habe ich nun doch schon den einen oder anderen Flug zusammen. Viele tolle Erlebnisse, an die ich mich gerne zurückerinnere.
Der Flug, welchen ich hier mit euch teilen möchte, liegt nun schon einige Jahre zurück. Dennoch ist er mir in bester Erinnerung geblieben.
Ich war mit meiner Freundin im Wallis für Campingferien mit dem Büssli, im Gepäck mein neuer Tandemschirm.
Es war eigentlich eine super Woche, aber fliegerisch eher frustrierend, hatte ich den Schirm doch schon an mehrere coole Orte geschleppt, um dann in den Wolken zu stehen oder Abwind zu haben.
Am besagten Tag beschlossen wir, von unserem Camping in Brig nach Fiesch zu fahren, um unser Glück dort zu versuchen. Ziel war es, den Aletschgletscher zu sehen.
Als wir ankamen, war es bewölkt, kaum Sonne, alles in allem nicht gerade berauschend. Der erste Versuch endete dann auch nicht ganz überraschend mit einem Abgleiter. Unten angekommen, zeigte sich schliesslich die Sonne ein wenig. Ohne grosse Zuversicht und mangels Alternativen beschlossen wir, nochmals hochzufahren.
Wie erwartet, verschwand dann die Sonne während der Bahnfahrt wieder in den Wolken, so dass wir unseren Plan etwas anpassen mussten:
Wir starteten mit dem Ziel, möglichst weit Richtung Camping zu fliegen.
Auf dem Weg Richtung Bettmeralp trug uns die Luft aber immer besser, was sich dann schliesslich zu einem veritablen Thermikschlauch entwickelte. Da fing es an, richtig Spass zu machen und ich schöpfte Hoffnung, meiner Passagierin doch noch einen Blick auf den Gletscher zu ermöglichen. Rasant ging es hoch!
Meine Freundin, die bisher noch nie wirklich in der Thermik mitgeflogen war,
kam schnell an ihre Grenzen. Nach kurzer Zeit waren wir weit über 3000 Meter hoch an den Wolken und hatten kaum noch Bodensicht. Nachdem wir die Thermik verlassen hatten, lichteten sich die Nebelschwaden und es bot sich uns ein fantastischer Ausblick auf den Gletscher. Ziel erreicht.
Mit der Höhe gleiteten wir vorbei am Eggishorn, über die Eisfläche. Nach dem eher anspruchsvollen Aufstieg hatten wir nun Zeit, die Aussicht zu geniessen und Fotos zu schiessen. Die Stimmung war super.
Schliesslich begann die Kälte etwas zu nagen und wir beschlossen, uns auf den Rückweg zum Camping zu machen.
Da sich die Wolken inzwischen gelichtet hatten, wollte ich in der Nähe der Bettmeralp nochmals etwas Höhe machen, um möglichst hoch zurück Richtung Brig gleiten zu können. Diese Aktion, im Nachhinein absehbar, hat dann den Magen meiner Freundin definitiv überstrapaziert. Die restlichen 20 Minuten des Fluges schwebten wir mit angelegten Ohren und minimalen Richtungswechseln talwärts, um schliesslich zu landen.
So ging ein toller Flugtag zu Ende, an den ich mich bis heute immer wieder gerne erinnere.
Am folgenden Tag wiederholten wir das Ganze nochmals und schafften es schlussendlich sogar zurück zum Camping.
Als Nachfolger für die Stafette ernenne ich Silvio Zinsli.