Unverhofft kommt oft
Unverhofft kommt oft
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Erlebt und geschrieben von Christian Zumbach

Vielen Dank an André Hemmi für die Übergabe des Stafettenstabes.
Wenn ich so an die Flugsaison 2024 zurückdenke, kommen mir trotz des häufig unbeständigen und wechselhaften Wetters und unzähligen Absagen in der Wettkampfsaison tolle Flüge in den Sinn.
Im Januar: Tolle, weite Flüge in Südamerika. Mitte/Ende Sommer doch noch ein paar gelungene Wettkampftasks, oft gespickt mit Erinnerungen, welche ich mit Freunden vom DCZO teile.
Was mich zurückbringt, über den Flug zu erzählen, den ich erleben durfte. Der war eigentlich weder besonders weit noch besonders aufregend (obschon ich von derartigen Flügen ein paar im Nähkästchen hätte). Nein, einfach, weil er so spontan und auch in Verbindung mit einem Flugfreund entstand, was für mich immer eines der tollsten Erlebnisse ist: Gemeinsam mit Flugfreunden was zu erleben. So eben auch am 11. Mai 2024.
Über das Auffahrtswochenende bescherte uns ein Hoch für drei Tage trockenes Wetter! Die Euphorie war also riesig bei den Mitgliedern des DCZO, denn für einmal blies auch der Wind von der richtigen Seite. Am Morgen des besagten Tages und streng nach dem Vorsatz «zuerst die Arbeit, dann das Vergnügen» mähte ich hinter dem Haus das hochgewachsene Heugras und machte mich anschliessend auf den Weg auf die Scheidegg. Flugdurstig und ohne einen Plan startete ich um 12:08 Uhr von der Scheidegg und war um 12:15 Uhr schon auf fast 1700 müM. Erst da ist mir aufgefallen, dass mein Trinkschlauch fehlte und mein für gewöhnlich eingekaufter Nussgipfel des Konditors meines Vertrauens auch auf der Strecke geblieben ist! Trotz dieser fehlerhaften Flugvorbereitung entschied ich mich, mit der gewonnenen Höhe was anzufangen und hielt Kurs direkt auf das Schnebelhorn zu, was wunderbar funktionierte, und weiter Richtung Chrüzegg - Tweralpspitz, wo es überall hoch ging - fast zu gut!

Ich zögerte noch etwas, jetzt schon den Ricken zu queren, also gondelte ich noch eine Zeit lang in der Region umher (es war in der Zwischenzeit 13 Uhr).
Ich übte mich darin, meine linksgedrehten Thermikkreise zu verbessern, die mir heute noch immer nicht besonders im Feingefühl liegen. Trotz der ganzen Linksdreherei erreichte ich am Rande des Luftraumes die Basis auf 2050 müM und querte den Ricken zum Regulastein. Dort angekommen war es fertig mit den Übungsmanövern, denn die Suche nach einer brauchbaren Thermik war schwierig. Also verbrachte ich viel Zeit am Fusse des Hüsliberges oberhalb von Steinbrück, um meine Reisehöhe beizubehalten. Zwei Reissverschlussöffnung später und nur noch mit 150 Metern über Grund sah ich einen Landwirt, der das Heugras zu wenden begann. Ganz in der Nähe der Hauptstraße Richtung Kaltbrunn, wo auch meine Bushaltestelle gewesen wäre, die ich zum Glück nun knapp nicht brauchte. Der Kreiselheuer sorgte nämlich für schönen neuen Aufwind, den ich mir nicht entgehen liess. Allmählich stieg ich Richtung Grathöhe auf und konnte wieder etwas durchatmen. Da sah ich auch den/die eine oder andere Pilot/in, die den Ricken hinter sich liessen und Richtung Federispitz / Speer hielten, einfach ein paar Stockwerke höher als ich zuvor.

38. Bogmen Cup
Als ich so am Grat der Bogmen Alp vorbeikam, sah ich, dass da unten mächtig was los war. Eine grosse Ansammlung von Menschen um die kleine Alpwirtschaft und in der Mitte des Getues ein Turnbarren. Ein echter Hingucker war das! Dem schenkte auch ein anderes DCZO - Mitglied seine Aufmerksamkeit. Es war kein anderer als Pit Vollenweider. Wir telefonierten kurz und entschieden uns, oben reinzulanden, was wir dann auch machten. Die Landung war jedoch etwas knifflig, denn die Ablösungen, die ich zuvor so dringend gebraucht hätte, waren inzwischen recht zuverlässig geworden. Schlussendlich klappte es beim zweiten Anflug. (Kleine Bemerkung am Rande: Das Starten/Landen ist da leider nur ausserhalb der Weidezeit erlaubt.)
Eingetaucht inmitten der turnbegeisterten Zuschauer, genossen und bestaunten wir die turnerischen Fähigkeiten des TV Kaltbrunn/ Benken / Mels. Sie massen sich am 38. Bogmen Cup. Es herrschte eine tolle Stimmung mit einem noch schöneren Panorama. Ich erfreute mich daran, wie schön und frei unser Sport noch ist resp. sein kann: Irgendwo zu landen und die Gewissheit zu haben, dass man auch wieder weiterfliegen kann.

Thermikschlauch Hintere Wängi
Natürlich gab’s auch was zur Verpflegung, und ich kam doch noch zu meinem Nussgipfel, der ganz okay war ;) . Bevor uns die Gewissheit zum Weiterfliegen doch noch verlassen würde, starteten wir auch schon wieder, wenige Meter oberhalb der Bogmen Alphütte. Pit, der schnell was fand, machte sich schon Richtung Federispitz auf. Ich klammerte mich an meinen Startschlauch, in den ich so rein gestolpert bin, und drehte gemächlich über die Krete auf. Bei der hinteren Wengi auf 2100 müM biss dann mein Schirm so richtig in die Thermik rein - Frühling pur! Gefühlt kaum noch Staudruck in der Kappe geht’s hoch. Auf 2570 müM leitete ich meinen Kreis aus und ging in den Gleitflug über Richtung Rüeterswil - Höhenklinik Wald. Danach noch rasch ein paar Runden um den Turn meines Hausberges, dem Bachtel, wo sich dann auch Pits und mein Weg wieder trennten. Pit hielt Richtung Hinwil zu, ich machte noch einen kurzen Besuch im Tiefflug über meinem Elternhaus im Unterbach, bevor ich schlussendlich Richtung Wald abgleitete und um 18:15 Uhr bei mir zu Hause zufrieden landete.

Über dem Hausberg Bachtel
Überraschendes geschieht häufig, wie es im Titel heisst - nur zu gern, wenn es solche schönen Flugtage sind, wo man keine besonderen Ansprüche an den Tag hat und einfach gespannt sein kann, was daraus wird.
Ich freue mich auf’s kommende Flugjahr und weitere Erlebnisse beim Fliegen mit Freunden vom DCZO.
Nun freut es mich, den Stafettenstab weiter zu reichen an Peter Altherr und freue mich auf seine Geschichte.
In diesem Sinne wünsche ich allen eine frohe Adventszeit und nur das Beste für’s kommende Jahr.
Liebe Grüsse
Christian Zumbach