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PWC Aksaray, Türkei


Am Freitag, dem 28. Juli, begann mein nächstes Abenteuer in meiner Wettkampfkarriere. Aus den Erfahrungen des letzten Mal habe ich gelernt und im Voraus ein Auto gemietet. Voller Hoffnung und Zuversicht machte ich mich auf den Weg zum Flughafen Zürich, wo ich jedoch gleich zu Beginn eine Enttäuschung erlebte. Der Flughafen Zürich hatte schon seit einiger Zeit empfohlen, 3 bis 4 Stunden vor dem Abflug aufgrund des Urlaubsverkehrs anzureisen. Die türkische Fluggesellschaft hatte sogar 4 Stunden vor Abflug angegeben. Ich war pünktlich und vorbildlich am Flughafen, musste aber feststellen, dass der Check-in-Schalter erst 2,5 Stunden vor Abflug öffnete. Das bedeutete eine Wartezeit von 1,5 Stunden, bevor ich meine Taschen aufgeben konnte. Obwohl das Boarding um 10:50 Uhr geplant war und der Abflug um 11:30 Uhr stattfinden sollte, erschien der Flieger erst um 12:55 Uhr am Gate. Lange Rede, kurzer Sinn - der Abflug verzögerte sich.


Nach der Landung in Istanbul wartete eine 3-stündige Wartezeit auf mich, da wir ja bereits Verspätung hatten verkürzte sich diese jedoch auf eineinhalb Stunden. Der Flughafen war schlecht ausgeschildert und die Hilfe war begrenzt. Selbst der Anschlussflug hatte eine Stunde Verspätung. Nach meiner Ankunft in Konya holte ich meinen Mietwagen ab. Anders als bei uns war der Tank nicht voll, sondern nur zu knapp einem Viertel gefüllt. Ich musste eine Tankstelle suchen und hatte dann noch 1 Stunde und 40 Minuten Autofahrt vor mir, um nach Aksaray zu gelangen.

 

Am Samstag, dem 29. Juli, stand ein Trainingstag an. Trotz nur 5,5 Stunden Schlaf machte ich mich auf den Weg zum Hauptquartier, wo bereits vertraute Gesichter auf den Shuttle warteten. Es gab Plaudereien und freundliche Begrüssungen, dann stiegen wir ein und fuhren eine Stunde lang zum Startplatz. Die Region war faszinierend, mit einem Vulkan im Hintergrund, der 3250 Meter über dem Meeresspiegel ragte, und dem Flachland vor uns.

Am Abend gab es noch eine Sicherheitseinweisung und die Anmeldung für den Wettbewerb.

 

Am Sonntag, dem 30. Juli, startete Task 1. Ich war voller Motivation und Elan dabei, jedoch geriet ich beim Start direkt in eine Ablösung und wurde aus der Bahn geworfen. Ich landete sicher auf meinem Gurtzeug sitzend und kontrollierte meinen Schirm, bis mir jemand beim Aufstehen half und ich anschliessend rausfliegen konnte. Im Startschlauch konnte ich gut mithalten, aber es wurde aggressiver geflogen als in Spanien. Ich gab mehr Raum und wurde entsprechend zurückgeworfen. Ich startete zwar nicht von der Spitze, befand mich aber dennoch recht hoch und vorne im Feld.

Plötzlich geriet ich in einen fantastischen 4-Meter-Schlauch und machte drei Viertel einer Umdrehung. Mehr war nicht drin, und dann kamen alle zu mir, wie die Fliegen zum Mist. Vor lauter Aufweichungen war da kein Schlauch mehr, und mit einer Geschwindigkeit von 40 km/h musste ich tief über das Flachland fliegen. Wir waren zu sechst, 400 Meter über Grund, und konnten noch etwas Wind finden, jedoch war es schwierig mit diesem Versatz aufzudrehen, folglich war ich bald am Boden.

Das Packen des Schirms zwischen den Dust Devils war anschliessend die grössere Herausforderung als das Landen mit zeitweise mehr als 40 km/h Wind.

 

Am Montag, dem 31. Juli, stand Task 2 an. Nach dem enttäuschenden Vortag war ich voll auf Angriff aus. Mein Plan war es, mit mehr Höhe über dem Flachland zu starten. Doch der Start verlief ähnlich wie bei den (vermeintlich) besten PWC-Piloten (katastrophal, um es milde auszudrücken). Dennoch schaffte ich es in die Luft. Nach dem Aufdrehen klappte der Luftstart wieder hervorragend. Nach zwei Wendepunkten war ich vom Spitzenpulk zum Verfolgerpulk zurückgefallen. An der gleichen Stelle wie am Vortag riss ich mich zusammen und machte Höhe, um nicht das gleiche Ende wie gestern zu erleben. Ich nahm die letzte Wende, flog in Richtung ESS und landete schliesslich 6,5 km vor dem Ziel aufgrund der falschen Linie, zu viel Einsatz und zu wenig Thermik. Sehr ärgerlich und frustrierend, und aufgrund der alkoholischen Abstinenz in der Türkei gab es nicht einmal ein Frust-Bier.

 

Am Dienstag, dem 1. August, startete Task 3 bei anderen Wetterbedingungen, einer anderen Route und anderen Zielen. Mein persönliches Ziel war es, endlich das Ziel zu erreichen. Der Start verlief zögerlich, da kaum Wind herrschte und niemand den Anfang machen wollte, aber alle standen in einer Reihe und warteten. Nach einer Weile wurde mir das Anstehen zu bunt, und ich ging nach vorne. Mit einem feinen, aber stetigen Aufwind startete ich perfekt. Danach dauerte es eine Weile, bis jemand anderes starten konnte, da nun Rückenwind herrschte. Tief über dem Dorf am Fusse des Berges fand ich endlich einen Aufwind, der mich wieder auf Starthöhe brachte (und leider auch nicht weiter…). Kurz bevor der Luftstart möglich war, fand ich schliesslich einen Schlauch von 2 bis 5 Metern auf 3800 Metern. Luftstart mit der Gruppe und flog über das Flachland zum ersten Wendepunkt. Dann flogen wir 145 Grad links zur zweiten Wende, kehrten zurück zum Start und flogen schliesslich ins ESS und endlich ins lang ersehnte Ziel. Es war eine sehr defensive, hohe und langsame Flugweise, aber Hauptsache, ich erreichte das Ziel.

 

Am Mittwoch, dem 2. August, stand Task 4 auf dem Programm. Mit dem Flow und der Energie vom Vortag stieg ich in die Luft. Die Aufgabe bestand darin immer weiter östlich, dreimal ins Flache zu fliegen, dann wieder zum Berg zurückzukehren und schliesslich über eine Hochebene und mit Rückenwind ins Ziel zu fliegen. Durch geschicktes Zickzacken konnte ich wieder Zeit gutmachen, und mit einer leicht abweichenden Fluglinie erreichte ich die Wendepunkte hoch und schloss zur Gruppe auf. Nach der Hochebene konnte ich wieder Berge geniessen, die uns an die Berge zu Hause erinnerten, aber der starke Wind sorgte für mehr Turbulenzen. Schliesslich erreichte ich das Ziel auf Platz 47, obwohl ich mich später wegen der Leading Points und anderer Faktoren noch zurückversetzte.

 

Am Donnerstag, dem 3. August, stand Task 5 auf dem Plan, wiederum ein Zickzack-Kurs, dieses Mal Richtung Westen. Voll motiviert und mit dem Ziel, meine Platzierung zu verbessern, startete ich. Nachdem ich dreimal in 200 Metern Höhe über dem Boden aufgedreht war und gegen Windgeschwindigkeiten von 40 km/h und Dust Devils ankämpfte, gab ich beim vierten Versuch auf und landete. Es war zu viel für mich, bei 37 Grad Hitze und sehr anstrengenden Bedingungen.

 

Bei Task 6 am Freitag, dem 4. August, versuchte ich, den Frust vom Vortag beiseitezulegen und mich auf das Fliegen zu konzentrieren (nicht ganz einfach…). Airstart wie gewohnt mit guter Höhe, nicht ganz vorne, aber vorne mit dabei. Danach kam es wieder wie am Vortag – tief, heiss und viel Wind. Diesmal atmete ich tief durch und sagte mir immer wieder, dass der Rang nicht das Wichtigste ist. Ich kämpfte mich durch und flog weiter. Nach langem Kämpfen erreichte ich schliesslich 3200 Meter Höhe und flog Richtung Ziel. Obwohl es nicht bis zum Ziel reichte, war ich stolz, überhaupt so weit gekommen zu sein. Viele gaben auf, aber ich hatte durchgehalten. Rangmässig war ich zwar weit hinten, aber diesmal war ich glücklich.

 

Task 7 am Samstag, dem 5. August, stand die letzte Aufgabe an. Motiviert zu fliegen, machte ich mich erneut auf den Weg. Ich flog gemütlich und versuchte, den Moment zu geniessen. Langsam folgte ich den anderen, drehte in gemächlichem Tempo und betrachtete die Landschaft. Plötzlich tauchte der Spitzenpulk auf und zeigte uns die Thermik. Ich flog den anderen hinterher, bis zur letzten Wende, wo sie deutlich niedriger starteten. Ich dachte mir, dass es für mich nicht mehr so wichtig war, ich wollte einfach einen schönen Abschluss haben. Ich drehte noch ein paar Kreise und flog dann Richtung Ziel. Ich erreichte den 51. Platz und war sehr zufrieden. Am Abend fand die Abschlussfeier und die Siegerehrung im Zentrum von Aksaray statt, und ich durfte auf dem Podium in der Teamwertung stehen. Unser Team "Jack&Jones" mit Ferdinand Vogel, Johannes Baumgarten, Franz Schilter und mir (Michael Gübeli) erreichte den ersten Platz.

 

Am Sonntag, dem 6. August, trat ich die Rückreise an. Um 4:20 Uhr fuhr ich Richtung Konya ab, mit Ankunft in Zürich um 14:20 Uhr. Zurück zu Hause packte ich neu und machte mich auf den Weg nach Disentis zur Schweizermeisterschaft vom 7. bis 12. August.

Ihr hört noch von mir und den anderen Mitgliedern des DCZO. Freundliche Grüsse, Gübi