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Flug von der Scheidegg


27. April 2025

Flug von der Scheidegg

  • Erlebt und geschrieben von Lino Grazia

Im Sommer 2024 beschlossen mein bester Freund Bino und ich, einen kleinen Streckenflug zu unternehmen. An einem malerischen Sonntagmorgen trafen wir uns um 09:00 Uhr auf dem Parkplatz Hüebli. Von dort aus machten wir uns auf den Weg zur Alp Scheidegg, wo wir uns mit einem kleinen Imbiss stärkten und uns auf unsere bevorstehende Mission vorbereiteten.

Es war ungefähr 11:00 Uhr, als wir endlich startklar waren. Unsere Gleitschirme lagen nebeneinander ausgebreitet, und als der erste Aufwind kam, hoben wir gemeinsam in die Lüfte ab. Nach etwa 15 bis 20 Minuten hatten wir bereits eine Höhe von 1650 Metern erreicht und flogen weiter in Richtung Atzmännig. Dort schwebten wir etwa 100 Meter über dem Alp-Restaurant und fanden schnell einen Thermikschlauch, der es uns ermöglichte, auf 1700 Meter zu steigen.

In diesem Moment hatten wir kurz Funkkontakt, um darüber zu entscheiden, wie wir weiter verfahren würden. Unser Ziel war, bis zum Hüsliberg zu fliegen. Ich entschied mich, vorauszufliegen und Bino folgte mir in einem respektvollen Abstand. Doch kurz vor Rieden, als ich noch in beachtlicher Höhe war, beschloss ich, eine 90-Grad-Wende nach links zu machen, um in Richtung Tanzenboden zu fliegen und dort noch mehr Höhe zu gewinnen. Bino hingegen hielt sich an seinen Kurs und flog weiter geradeaus.

Leider war meine Entscheidung nicht von Erfolg gekrönt: Ich begann, rasch an Höhe zu verlieren und fand mich bald in einem Nebental auf relativ tiefer Höhe wieder. Um nicht weiter zu sinken, kehrte ich schnell zurück, während ich bereits nach einer Landemöglichkeit Ausschau hielt. 
Zum Teil fühlte ich mich dabei sehr nah an den Bäumen.

Als ich es schliesslich aus dem Tal schaffte, hoffte ich, bis nach Rufi fliegen zu können, um dort zu landen. Während ich weiter gleitete, sah ich Bino weit vor mir, hoch am Himmel. In diesem Moment wurde mir klar, dass er die klügere Entscheidung getroffen hatte. Doch das Glück begleitete mich: Beim geraden Flug hatte ich das Glück, wieder aufzusteigen. Ich erreichte einen Punkt über Schänis mit etwa 200 Metern Höhe über dem Grund. An der Bergflanke bemerkte ich drei Greifvögel, die sich in der Thermik drehten – und ich wusste, das war meine Chance! Ich ging unter die Vögel, drehte mit ihnen und fand meine Rettung. Ich stieg schnell bis über den Federspitz und entdeckte Bino in der Höhe beim Speer.

Bino kontaktierte mich über das Funkgerät und informierte mich, dass er nun zurück nach Uznach zu seiner Freundin fliegen würde. Ich vollendete noch einige Drehungen und folgte ihm, auch wenn ich nicht mehr so viel Höhe hatte. 

Nach etwa zwei Stunden Flugzeit landeten wir schliesslich gemeinsam in Uznach. Um unseren erfolgreichen Tag zu feiern, gönnten wir uns ein alkoholfreies Bier. 
Diese Erfahrung war nicht nur eine Quelle des grossen Spasses, 
sondern lehrte mich auch eine wichtige Lektion: 
Man darf niemals aufgeben. 

Ich wünsche all unseren Piloten wunderschöne und inspirierende Flüge! 
Gute Landung!

Lino

Als Nächster schreibt Robert sein Erlebnis, freue mich schon darauf.