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Teamsport Gleitschirmfliegen


31. August 2023

Teamsport Gleitschirmfliegen

  • Erlebt und geschrieben von Jaco Smit

In meiner alten Heimat Südafrika war ich Kitesurfer.
Doch als ich dann nach Dieterswil ob Wald zog, mit Blick auf die Alp Scheidegg, begann meine Karriere als Gleitschirmpilot mit der Ausbildung beim Flycenter Züri Oberland. Damals war Deutsch für mich eine absolute Fremdsprache. Dennoch schaffte ich es, das Brevet auf Deutsch zu bestehen. Das Fliegen hat also meine Integration hier in der Schweiz begünstigt! Im Jahre 2010 organisierte ich erstmals eine Gleitschirm-Flugreise nach Südafrika.

Fliegender Tauchlehrer

Es hat mich fasziniert, als Tauchlehrer und Wassersportler mein Land plötzlich aus der Luft zu erleben. Die Flugbedingungen, ob dynamisch an der Küste, oder thermisch, sind toll. Die Winterreisen nach Südafrika wurden zu einem festen Bestandteil meines Lebens, aber auch des DCZO: So als eine Art erweiterter Clubausflug, nachdem ich als «Sportchef» in den Vorstand des Clubs gewählt wurde.

Fast alle meine persönlichen Rekordflüge habe ich in Südafrika gemacht, während ich noch immer darauf warte, hierzulande einmal via die Churfirsten ins Bündnerland zu fliegen. In Südafrika hatte ich auch den verheerenden Unfall, dem eher ein Mangel an Konzentration als ein fliegerischer Fehler zugrunde lag. Ich flog beim Küstensoaring in eine Hausmauer und verletzte mich schwer. Jetzt bin ich wieder gesund, neu ausgerüstet und voller Freude.

Schon immer stand für mich nicht unbedingt nur das Fliegen und die Leistung im Vordergrund, sondern auch das Zusammensein mit Gleichgesinnten. Für mich ist Paragliding ein Teamsport! Das ist sogar ausserhalb von Schirm, Gurtzeug und Thermik der Fall, gehöre ich doch als Bass - Gitarrist der «Flüüger – Band» von Jürg Bass an, wo ausschliesslich Piloten und eine Pilotin zusammen Musik machen.

Gesellschaftssportart Gleitschirmfliegen

Ich gehöre nicht zu den Piloten, die zum Startplatz rauffahren, um sofort auszulegen und zu starten. Die Scheidegg ist eine Art Stammtisch, wo Reden, Lachen und Gemeinschaft dazugehören. Viel lieber als «schnell fliegen gehen» ist es mir, wenn ich einen Tag Zeit dafür habe – oder noch besser mehrere, so wie diesen Sommer!

Gemeinsam mit meinem alten Übungshang-und Vorstands-Buddy Marcel Friedrich verbrachte ich drei Tage mit dem Flycenter am Badesee in Vella (Lugnez). Wir beide arbeiten momentan mehr, als dass wir fliegen. Wir genossen das Lagerleben, wo auch (und vor allem) die Jungen mit anpackten beim Schnätzle und Kochen. Wir erkundeten die Gegend mit den Bikes und erfanden unterwegs einen Liedtext für den Abend: «Mein Schirm, der hat zwei Leinen, zwei Leinen hat mein Schirm, und hätt' er nicht zwei Leinen, so wär' es nicht mein Schirm» … es war schön, wieder einmal wie kleine Jungs zu sein.

Lagerfeuer, Flugwoche Vella
Lagerfeuer, Flugwoche Vella

Und wir flogen!

Auf dem Hitzegga bin ich gestartet, an einem der Tage, als in Disentis die SM stattfand.

Die Basis war tief. Zusammen mit Lars fand ich die bescheidenen Aufwinde, drehte behutsam, gewann an Höhe, während alle anderen landen gehen mussten. Ich kostete den Flug aus, bis zum Schluss. War es eine Art fliegerische Wiedergeburt? Ich freute mich: «Du kannst es noch immer!»

Startplatz Vella - Morgenflug
Startplatz Vella - Hitzegga

 

In der nächsten Stafettenfolge wird uns Patrick Burkhalter von einem seiner Flugerlebnisse berichten.

      Jaco Smit über Kapstadt